Am 19.02.2024 flatterte das Werbematerial der Gegner der Schutz- und Erholungszone Stierenberg in die Rickenbacher und Pfeffiker Briefkästen - also jener Gruppierung, die auf Biegen und Brechen den Stierenberg in eine lärmige Industriezone verwandeln möchte und damit massiven Schaden für das gesamte Dorf in Kauf nimmt. Da die im Flyer genannten Argumente teilweise inhaltlich fragwürdig sind, sehen wir uns veranlasst, an dieser Stelle so Einiges korrigierend zu ergänzen.
Kohlekraftwerke gibt es in der Schweiz keine. Das Aufmacherbild zeigt ein Kohlekraftwerk und suggeriert, dass man zwischen dreckiger Kohlekraft und "sauberer" Windkraft zu wählen habe. Diese Illustration geht komplett an der Realität vorbei: In der Schweiz sind keine Kohlekraftwerke in Betrieb - unsere Stromproduktion ist dank Wasser- und Kernkraft eine der CO2-neutralsten in Europa, wie der Blick auf die folgende Karte zeigt:
Die Karte zeigt den durchschnittlichen CO2-Ausstoss pro Kilowattstunde, gemittelt über die letzten 7 Jahre. Sie können die jeweils aktuellen Wert direkt hier bei Electricity Maps abrufen. Es zeigt sich, dass die Schweiz stets zu den "grünsten" Stromproduzenten in Europa gehört, während Windkraft-"Musterschüler" wie Grossbritannien oder vor allem Deutschland sehr viel CO2 emittieren - nicht trotz, sondern wegen der Windkraft.
Da Windräder eine Verfügbarkeit von 20 Prozent oder weniger haben (weil der Wind eben im Schnitt nur während einem Fünftel der Zeit genügend bläst), muss während der übrigen Zeit ein Backupkraftwerk bereitstehen - in der Regel Kohlekraftwerke (z.B. in Deutschland) oder Gaskraftwerke (z.B. in Grossbritannien). |
Da wir in der Schweiz dieses Problem bisher zum Glück nicht haben, brauchen wir auch keine dreckigen Backupkraftwerke - diese würden aber nötig, wenn wir verstärkt Windräder aufbauen würden. Zusammengefasst: MEHR WINDKRAFT - MEHR DRECKIGER STROM.
Weitere Argumente hinterfragt
- "Eigenständige Stromversorgung" & "Verlässlicher Strommix": Der Wind weht auf dem Stierenberg (und im gesamten Schweizer Mittelland) viel zu schwach, um eine stabile Stromversorgung sicherzustellen. Die Verfügbarkeit von Windkraft liegt wie erwähnt bei 20 Prozent oder weniger - das bedeutet, dass ein Windpark in der Schweiz in der Praxis durchschnittlich weniger als 5 Stunden Strom pro Tag produziert. Während der restlichen knapp 20 Stunden muss der Strom aus anderen Quellen kommen - wohl zumeist aus dem Ausland, z.B. in Form von französischem Atomstrom, sofern man nicht gleich auf Kohlekraftwerke in Deutschland oder Italien zurückgreifen will bzw. muss. Heute ist Letzteres noch nicht der Fall - könnte aber bei vermehrtem Einsatz von Windkraft schnell eine Realität werden.
Zusammengefasst: Windkraft verstärkt unsere Abhängigkeit vom Ausland.
- "Gezielter Ausbau der erneuerbaren Energien": Erneuerbare Energien sind gut und recht - sie nützen allerdings herzlich wenig, wenn sie nur "zur Dekoration" in die Landschaft gestellt werden und keinen Beitrag an eine sichere Stromversorgung leisten können. Windräder mögen in Küstenregionen mit starken, regelmässigen Windverhältnissen Sinn machen - in Schwachwindregionen wie bei uns haben sie hingegen nichts verloren und stellen damit auch keinen "gezielten Ausbau" dar, sondern sind, ganz im Gegenteil, Ausdruck von per Giesskannenprinzip ausgeschütteten Subventionen. Wir empfehlen Ihnen hier gerne nochmals die entsprechende interaktive Analyse der NZZ, die zum Schluss kam, dass die meisten Windräder in Deutschland nur dank Subventionen bestehen können.
Zusammengefasst: Erneuerbare Energien machen nur dort Sinn, wo sie auch genutzt werden können - im Schweizer Mittelland hat die Windkraft somit nichts verloren.
- "Förderung der Biodiversität": Es ist aufgrund der uns vorliegenden Informationen nicht ersichtlich, wie - und ob überhaupt - die Windkraft-Projektentwickler einen Beitrag zur Biodiversität leisten. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Wald wird abgeholzt, eine breite Asphaltstrasse wird auf den Stierenberg gebaut, tonnenschwere Betonfundamente werden in den Boden gegossen, usw. usf., ganz zu schweigen von der Gefährdung von Flora und Fauna.
Zusammmengefasst: Windräder schaden der Umwelt - ein Nutzen für die Natur ist nicht ersichtlich.
- "Günstiger Strom für Rickenbach-Pfeffikon": Abgesehen von der Tatsache, dass das Wenige an Strom, welches auf dem Stierenberg produziert werden könnte, in keinster nachweisbarer Art den Menschen in Rickenbach und Pfeffikon zugute kommen würde, sondern einfach als sogenannter Bilanzstrom im Stromnetz verschwinden würde, muss festgehalten werden, dass Windstrom alles andere als günstig ist, da dieser über Subventionen und Backup-Kapazitäten gestützt werden muss, für welche der Stromkunde bezahlen muss. Wäre dies anders, wären die "Ökostrom"-Abos der hiesigen Stromanbieter nicht die teuersten Stromprodukte überhaupt. Paradoxerweise wird Windkraft übrigens gerade dann besonders teuer, wenn der Wind für einmal stark weht, da das übliche Unter- kurzzeitig in ein massives Überangebot kippt, mit hohen sogenannten "Redispatchkosten" als Folge.
Zusammengefasst: Windenergie ist für den Stromkunden sehr teuer - lohnen tut sich diese nur für die Betreiber von Windkraftanlagen, da Subventionen fix und damit vom tatsächlichen Marktpreis entkoppelt sind, was eine gesicherte Einnahmequelle garantiert.
- "Arbeitsplätze schaffen und erhalten": Der Windpark Stierenberg würde, abgesehen von ein paar temporären Stellenprozenten in der Baubranche, aus unserer Sicht exakt 0 neue Arbeitsplätze schaffen. Falls rechnerisch doch ein paar zusätzliche Dauerstellenprozente resultieren sollten, dann kaum in unserer Gemeinde. Gerne hätten wir gewusst, wie diese Arbeitsplätze zustande kommen.
- "Technologieoffene Innovation und lokale Wertschöpfung" & "Investitionsmöglichkeiten, die für alle offen sind": Wir verstehen leider beim besten Willen nicht, was genau damit gemeint ist.
- "Kostspielige und nicht umsetzbare Teilrevision": Die Teilrevision ist bereits ausgearbeitet, die Kosten, welche in ohnehin überschaubarem Rahmen waren, sind bereits angefallen und beglichen, gemäss dem demokratischen Auftrag, der am 28.11.2021 erteilt wurde (Urnenabstimmung zur Initiative Erhaltet den Stierenberg).
Sagen wir jetzt am 03.03.2024 JA zur Schutz- und Erholungszone, dann wird diese auch umgesetzt. Daran gibt es nichts zu zweifeln. Und Rickenbach wird damit als Wohnort und Wirtschaftsstandort nur gewinnen - es sind Windräder, die unserem Dorf schaden, und nicht eine schöne, intakte Landschaft!